Was ist Sprache?

So vertraut und alltäglich uns Sprache vorkommt, so sehr gibt sie doch Rätsel auf. Woher kommt Sprache? Warum gibt es verschiedene Sprachen? Sind sie miteinander verwandt, gibt es eine Ursprache? Warum und wie verändern sich Sprachen? Was ist das Geheimnis zwischen dem Verhältnis zwischen Sprache und Natur, zwischen Sprache und Kultur? Sprechen Männer und Frauen dieselbe Sprache, steht Sexualität mit Sprache in Zusammenhang? Wo entsteht Sprache? Gibt es eine Sprachbegabung und so etwas wie ein Sprachgefühl? Was ist Sprache überhaupt?

Sprachenvielfalt: Was ist eine Sprache?

Oft spricht man pauschal von etwa 4000 natürlichen Sprachen, die auf der Erde gesprochen werden. In Europa sollen es rund 50 sein. 6,912 lebende Sprachen verzeichnet ethnologue.com. Problematisch daran ist, dass man zwischen Sprachen und ihren Varietäten, ihren Subsystemen, unterscheiden muss. Diese Statusabklärung ist nicht immer ganz einfach und unstrittig (es gibt zum Beispiel nicht wenige Linguisten, die das brasilianische Portugiesisch nicht mehr als Varietät des Portugiesischen, sondern zunehmend als eigene Sprache, Brasilianisch, betrachten).

Zu den einzelnen Varietäten einer Sprache kommen Dialekte (regionale Mundarten) und Soziolekte (Gruppensprachen). Gruppen- und Sondersprachen, so zum Beispiel die Jugendsprache(n), werden immer neu gebildet. Zu den Gruppensprachen zählen auch die (mehr oder weniger künstlichen) Fachsprachen der etwa 4000 wissenschaftlichen Disziplinen.

Weinrich (2001: 9 f.) kommt zu folgender Definition von Sprache:

„Wenn etwa bei einem Idiom, ziemlich unabhängig von der Zahl der Sprecher, ein deutliches Normbewusstsein zu beobachten ist, wenn ferner dieses Idiom bewusst gelehrt und gelernt wird und wenn insbesondere eine – orale [gesprochene, T. H.] oder skripturale [geschriebene, T. H.] – Literatur vorhanden ist, dann liegt im strengen Sinne des Wortes eine Sprache vor“.

Der Muttersprachler ist für sich meist nicht in der Lage, seine eigene Sprache objektiv zu betrachten. Zu sehr verheddert er sich in affektiven, ästhetischen oder moralischen Wertvorstellungen und orientiert sich an seinen persönlichen Erfahrungen und den Vorurteilen seiner Zeit und seiner jeweiligen sozialen Gruppe.

Der Sprachwissenschaftler versucht, sich der wissenschaftlichen Objektivität zu verpflichten und mit Vorurteilen und überkommenen Vorstellungen aufzuräumen.

Nicht nur aus der Sicht des Sprachwissenschaftlers, sondern aus ganz unterschiedlichen Perspektiven werden hier einige Versuche präsentiert, sich dem Phänomen Sprache begrifflich zu nähern:

Sprache ...

 

Woher kommt Sprache?

Jespersen führt fünf Theorien über den Ursprung von Sprache auf - die alle nicht gänzlich schlüssig erscheinen (cf. Crystal 2002: 291) :

 

Literatur:

Aitchison, Jean (1996): The seeds of speech: language origin and evolution, Cambridge: UP.

Benjamin, Walter (2000): "Über die Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen", in: Sprache und Geschichte. Philosophische Essays, Stuttgart: Reclam.

Berchem, Theodor / Böhm, Winfried / Lindauer, Martin (Hrsg.) (2000): Weltwunder Sprache, Stuttgart u. a.: Klett.

Chomsky, Noam (1957): Syntactic Structures, The Hague: Mouton.

Crystal, David (²2002): The Cambridge Encyclopedia of Language, Cambridge: CUP.

Gauger, Hans-Martin (2004): Was wir sagen, wenn wir reden, München/Wien: Carl Hanser Verlag.

Gessinger, Joachim / Rahden, Wolfert von (Hrsg.) (1989): Theorien vom Ursprung der Sprache, 2 Bände, Berlin: de Gruyter.

Hawkins, John A. / Gell-Mann, Murray (Hrsg.) (1992): The Evolution of Human Languages, Redwood City: Addison-Wesley.

Humboldt, Wilhelm von (1994): Über die Sprache. Reden vor der Akademie (Hrsg. Jürgen Trabant), Tübingen/Basel: Wiss. Buchgesellschaft, 27.

Jäger, Ludwig (2002): Medialität und Mentalität. Die Sprache als Medium des Geistes, in: Sybille Krämer/Ekkehard König (Hrsg.): Gibt es eine Sprache hinter dem Sprechen?, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 45-76.

Lieberman, Philip (1991): Uniquely Human: The Evolution of Speech, Thought, and Selfless Behavior, Cambridge: Harvard University.

Oksaar, Els (1995): "Zur Verteidigung einer Sprache gegen das Fremde. Sozio- und psycholinguistische Überlegungen", in: Jürgen Trabant/Dirk Naguschewski (Hrsg.): Die Herausforderung durch die fremde Sprache: das Beispiel der Verteidigung des Französischen, Berlin: Akademie-Verlag.

Sapir, Edward (1921): Language: An Introduction to the Study of Speech, New York: Harcourt/Brace; Bartleby.com (2000): www.bartleby.com/186/.

Trabant, Jürgen (2006): Europäisches Sprachdenken. Von Platon bis Wittgenstein, München: Beck.

Walter, Henriette (1998): Le français d'ici, de là, de là-bas, Paris: J.-C. Lattès.

Weinrich, Harald (2001): Sprache, das heißt Sprachen, Tübingen: Narr.

 

Internet:

Elsner, Klaus: Sprache als Gefängnis

Fritsche, Olaf: Es werde Wort - und zwar schnell! (Über die rasante Entwicklung einer neuen Sprache)

Kegel, Gerd: Der Turm zu Babel - oder vom Ursprung der Sprache(n)

 

Ethnologue: Informationen zu Sprachen der Welt (englisch)

Sprache in der Wikipedia

Sprachen und Kulturen der Welt (englisch)

Tierlaute in verschiedenen Sprachen (englisch)

UNESCO-Projekt: "Intangible Heritage - Endangered Languages" (englisch)

Verbreitung der Sprachen im Internet

Zitate zur Sprache